Social Hubs

Das Ideal des Kaputten

2020 | Workshop an der Köln International School of Design

Workshopbeschreibung:
In meinem Beitrag im Rahmen des Modules ‚Social Hubs‘ werde ich einen Schwerpunkt auf Dinge, Objekte, Apparate legen. Mein Bestreben ist es den Studenten nahe zu legen Dinge, Objekte, Apparate, gemeinhin Technologie als soziale Knotenpunkte (Hubs) zu verstehen und darüber nachzudenken wann etwas funktioniert und wann nicht. Ziel ist es die Studenten zu animieren Dinge zu modifizieren, mit ihrer Funktionalität zu spielen und dieses Spiel in Form einer Designstudie umzusetzen bzw. einem Video davon zu dokumentieren.

Der Philosoph Alfred Sohn-Rethel zum Beispiel betonte in seinem Buch ‚Das Ideal der Kaputten‘, dass die Phase, in der wir anfangen Dinge zu modifizieren, die Zeit ist, in der Technologie interessant ist. Er geht sogar soweit das er sagt hier fängt die Technologie tatsächlich an zu funktionieren. Er thematisiert die Technologie der Neapolitaner, die er dabei antrifft wie sie einen Automotor zum Kaffee kochen benutzen oder ihr Auto mit ein Stück Holz in Gang bringen. Eine der Schlussfolgerungen, die er zieht, ist, dass „das Wesen der Technik im Funktionieren des Kaputten [liegt]“ (Sohn-Rethel, S.33, 1990). Somit ist die Bedeutung eines Gerätes (auch) Ausfall, Beschädigung, Reparatur, Wiederverwendung.

Das Beispiel von Sohn-Rethel zeigt auf wie Technologie funktioniert, verwendet und als kaputt deklariert wird, ist vom sozialen Kontext abhängig. Technologie ist, entgegen der Annahme mancher Technoeugenisten, von Menschen gemacht und der Umgang mit ihr ist von der Kultur und dem Umfeld abhängig, sie ist situiert (Suchman, 2007). So gesehen möchte ich im Rahmen diese Seminars weg von einer Subjekt/Objekt Trennung, wie z.B. Menschen sind keine Roboter (negative Ontologie), hin zu dem was dazwischen ist, den Schwerpunkt auf einen relationalen Denkansatz mit Fokus auf die Beziehung zwischen Objekt und Subjekt legen (Coeckelberg, 2014).

Des weitere sollen Beispiele und Herangehensweisen der Kunst, Begrifflichkeiten wie Ambiguität, Parafunktionalität, hybride Objekte, dekontextualisieren & verfremden uns Pate stehen und helfen Möglichkeiten und Debatten zu schaffen, um eine möglichst ‚kaputte‘ Designstudie zu gestalten.

Referenzen:
Sohn-Rethel, A. (1990). Das Ideal des Kaputten. Über neapolitanische Technik (Carl Freytag, Ed.). Wassmann.
Suchman, L. (2007). Human-machine reconfigurations: Plans and situated actions. Cambridge University Press.
Coeckelbergh, M., & Gunkel, D. J. (2014). Facing Animals: A Relational, Other-Oriented Approach to Moral Standing. Journal of Agricultural and Environmental Ethics, 27(5), 715–733.
Gaver, W. W., Beaver, J., & Benford, S. (2003). Ambiguity as a resource for design. Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems, 233–240.

Der Workshop war ein Gastbeitrag zum Modul „Social Hubs“ im 2ten Semester im Studienbereich Code & Context an der Köln International School of Design (KISD). Das Modul wurde von den Design-Professoren Prof. Lasse Scherffig und Prof. Nina Juric initiert und angeleitet.