Newtons Buddha

2020 | Handelsübliche Glückskatze, Newtonpendel | 55 x 100 x 100 cm

Die Installation »Newtons Buddha« besteht aus einem Newtonpendel, das in unmittelbarer Nähe einer Winkekatze steht, die dem Pendel zuwinkt. Diese spezielle Konstellation hat zur Folge, dass das Pendel nicht wie gewöhnlich nach einiger Zeit stoppt, sondern sich unendlich lange – synchron mit dem Winken der Katze – hin und her bewegt. Das Aufeinandertreffen der Winkekatze mit dem Newtonpendel scheint den Teufel der Physik zu vertreiben und die Säulen des Herkules bzw. die Grenzen des Möglichen zu verschieben. Tatsächlich ermöglicht diese Arbeit, ein Perpetuum Mobile zu erleben. Ähnlich wie beim »TV-Buddha« von Nam June Paik, in der sich östliche Gottheit und westliche Medien die Hand reichen, winkt hier östliche Philosophie der Geschichte des europäischen Denkens zu.

Der Hauptakteur der Arbeit ist eine (zumeist eher belächelte) Winke- oder Glückskatze die in unmittelbarer Nähe eines Newton Pendels Ungeheuer beschwört, „die den Schlaf der wissenschaftlichen Vernunft stören“ (Kaplan, 1991). Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Energieerhaltungssatz (Helmholtz, 1847) und damit einhergehend dem Aufkommen des Perpetuum-mobile-Gedankens (Scheerbart, 1984), welcher dazu beiträgt, die Gewissheit zu transformieren, „dass die Natur vollständig auf vom Menschen erdachte Gesetze verpflichtet ist“ (Pertigen, 2000, p.22). Der Allgemeingültigkeitsanspruch eines physikalischen Phänomens und die damit einhergehende Selbstverständlichkeit wird dabei funktional und ästhetisch untergraben. Ihre vermeintliche Souveränität, die Sinnhaftigkeit Phänomene auf Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen, wird mit Sinnlosigkeit und Sinnlichkeit unterlaufen. Nutzen und Rationalität erfahren ingenieurwissenschaftliche Verhöhnung aus ihren eigenen technischen Reihen. Und ganz nebenbei wird der unerreichbare Mythos „Perpetuum Mobile“ scheinbar von einer Katze besiegt.


Referenzen:
Helmholtz, H. v. (1847). Über die Erhaltung der Kraft. Berlin.
Kaplan, L. (1991). Witzenschaftliche Weltbetrachtungen: das verdammte Universum des Charles Fort. Matthias Gatza, Berlin.
Paik, N. J. (1976). TV Buddha.
Pertigen, E. (2000). Der Teufel in der Physik: eine Kulturgeschichte des Perpetuum mobile. Verlag Informationen für Technik und Wissenschaft (IT & W), Berlin.
Scheerbart, P. (1984). Das perpetuum mobile: die Geschichte einer Erfindung. Porto Editori S.A.L.

Ausstellungen

Digital ist besser, Städtische Galerie Villingen-Schwenningen, DE, 2021
WHAT COMES MEX – 30 Jahre Krach?, Künstlerhaus Dortmund, DE, 2022
Lab 30 2022, Augsburger Kunstlabor, DE, 2022